TABU-BLOG – Beitrag #11
TABU-Tagebuch Indien
Willkommen zu #11 des TABU-Tagebuchs zu meiner Indien-Reise
In Beitrag #10 habe ich berichtet, wie mein Abreisetag begann und welche Herausforderungen auf mich zukamen.
Solltest du Beitrag #1 bis #10 nicht gelesen haben, empfehle ich dir das noch zu machen, bevor du diesen Blog-Beitrag liest.
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Falls du mich und meine TABU-Themen noch nicht kennst, empfehle ich dir hier und hier nachzulesen, bevor du diesen Blog-Beitrag liest.
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Tabu-Tagebuch Indien #11
Tagebuch zur Reise von München nach Delhi & Jaipur
Reiseziel: 10-Tages Vipassana Meditations-Retreat
Fazit Beitrag #11: Was kannst du hier für dich lernen?
1. Ein bisschen mehr Vertrauen bitte !
Immer wieder habe ich in diesem Tagebuch und übrigens auch in anderen Tagebüchern davon geschrieben, wie gut das Universum für mich sorgt und wie dankbar ich dafür bin. All diese, für mich so offensichtlichen, Belege für die Gutwilligkeit des Universums mir gegenüber und die wohlwollende Seite des Lebens in positiven wie negativen Erfahrungen haben bis dato noch nicht dazu geführt, dass ich voller Vertrauen durchs Leben gehe. Wenn das bei dir ähnlich ist, könnte darin eine Lebensaufgabe und großes Transformations-Potenzial liegen. Vertrauen fühlt sich zudem wesentlich besser an als Angst. Diese beiden Gefühle sind wie zwei gegenüberliegende Pole.
Denn, Vertrauen erfordert die Bereitschaft loszulassen, während wir in Angstzuständen die Kontrolle behalten wollten und den Kontrollverlust fürchten.
2. Validiere nicht die Erfahrungen oder Prognosen anderer als wahr, allgemeingültig oder als deine eigenen!
Indem ich heute geglaubt habe, was jemand in der Hotellobby über das Abendessen sagte, hat sich in mir Angst aufgebaut, die schließlich dazu geführt hat, dass ich vorsorglich einkaufen gegangen bin und mehr gekauft habe, als ich letztendlich essen konnte und ich damit auch noch überfordert war.
3. Es ist in Ordnung, wenn Menschen, die uns geholfen haben in einer bestimmten Situation innere Stabilität zu finden, wieder aus unserem Leben verschwinden. Natürlich können sich aus flüchtigen Begegnungen tiefe Freundschaften entwickeln und langanhaltende Beziehungen, aber es nützt nichts dies zu erwarten oder gar zu forcieren. Alles kann, nichts muss.
Beitrag #11 – Tag 13: 4.1.2023 – Letzte Prüfungen
Nachdem ich meinen Flug von Istanbul nach München um wenige Minuten verpasst hatte, stellte ich mich am Info-Schalter meiner Airline an, um einen Alternative Flugverbindung zu erhalten. Und bis dahin wollte ich nicht hier am Flughafen sitzen müssen. Vom Info-Schalter wurde ich dann zu einem anderen Schalter geschickt, an dem wir einen neuen Flug erhalten konnte und dann wurde ich nochmals zu einem anderen Schalter geschickt, wo ich eine Unterkunft erhalten konnte. Dann wurde ich gemeinsam mit anderen unglücklich in Istanbul gestrandeten Fluggästen mit einem Reisebus zu einem Hotel gebracht. Dort würden wir außerdem Abendessen und Frühstück erhalten. Beim Anstellen am Schalter für einen neuen Flug lernte ich einen jungen Ägypter kennen, der vielleicht ein paar Jahre jünger war als ich und den ich folgend M. nenne. Weil ich in Krisensituationen sehr kontaktfreudig sein kann, kamen wir ins Gespräch und unterhielten uns ganz gut. Auch er wollte nach München und hatte seinen Flug mit Pegasus Airlines verpasst. Wir erhielten beide den gleichen Flug für morgen Vormittag und im gleichen Hotel untergebracht wurden. Also beschlossen wir uns bis dahin zusammenzutun. Ich bin froh in „Krisensituationen“ Gesellschaft zu haben und wahrscheinlich bin ich dann gerade deshalb so kontaktfreudig, weil mein System merkt, dass mir das gut tut mit dem Stress umzugehen. Dafür ist nur wichtig, dass mir meine „Krisen-Kontakte“ sympathisch sind UND sie mir gegenüber und für gemeinsame Zeit offen sind. Auf M. traf beides zu. Nach meiner Definition waren wir also ein sehr gutes „Krisen-Match“ (dieser Begriff ist bitte keineswegs abwertend gemeint).
Wenn es überhaupt „DIE KRISEN-STRATEGIE“ für psychisch instabile, suchtkranke und essgestörte Menschen wie mich gibt, dann diese: Suche dir ein solches Krisen-Match, wenn du noch nicht so weit bist, der Krankheit in Krisensituationen Einhalt zu gebieten. Wie gesagt, in Stress-Situationen kann meine Essstörung sehr schnell und gerne das Steuer übernehmen. Erste Intervention und Hilfe dagegen sind bei mir sympathische soziale Interaktionen, weil sie mir psychisch mehr Stabilität geben. M. und ich fuhren also gemeinsam zum Hotel und verabredeten uns zum Abendessen.
Die Begegnung mit M. war wirklich nett und tat mir sehr gut. Er war ein ruhiger, total gelassener, gechillter Mensch, der nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen schien wie ich. (Einschub an dieser Stelle: Vergleiche sind bedeutungslos; Zitat von S. N. Goenka, Originalzitat: „Comparisons are meaningless.“).
Das Universum hatte damit wieder sehr gut für mich gesorgt und mir den richtigen menschen geschickt. Und das Hotel stellte sich als „der Hammer“ heraus!. Es war ein Fünf-Sterne-Hotel und ich hatte wirklich ein tolles Zimmer; sehr stilvoll in den Farben und edel eingerichtet, mit vielen kleinen Hygieneartikeln im Bad. Weiterhin gab es einen Wasserkocher, Instant-Kaffee, Milchpulver und Tee dazu. Nachdem ich den Kaffee sofort aufbrauchte bekam ich nochmals neues (inneres Jubeln). Der letzte Kaffee war einfach zu lange her und deshalb war ich überglücklich über diesen Service!
Außerdem war ich so was von gespannt, was uns hier zum Abendessen aufgetischt werden würde und wollte auf jeden Fall davor noch „auf die Jagd gehen“ um im K.O.-Fall auf Obst, Gemüse und Milchprodukte zurückgreifen zu können. Natürlich wollte die Essstörung mit zum Jagen. In der Hotellobby hatten Gäste davon sprechen hören, dass wir als nicht-reguläre Hotelgäste nur Chicken Nuggets & Co. Serviert bekommen würden. Da ich diese Aussage aus irgendeinem bescheuerten Grund glaubte, schob mein System Alarm. Nach ein bisschen googlen fand ich sogar in der Nähe einen Shop, der sogar bis 23 Uhr geöffnet hätte. Dort kaufte ich mir meine K.O.- und Reise-Verpflegung für den Flugtag ein. Und ließ meine Essstörung noch ganz andere Dinge in den Einkaufskorb legen. Bzw. ich legte letztere Dinge in den Einkaufskorb auf Anweisung meiner Essstörung.
Anmerkung: Die Formulierung ist tatsächlich wichtig, denn ich will darauf hinaus, dass ich die Verantwortung nicht abgeben kann, egal ob ich etwas geschehen lasse oder selbst tue. Der Zuschauer ist nicht weniger Schuld am Geschehen, denn er hat nicht interveniert. Aber das kann von mir aus jede/r anders sehen.
Viel Lärm um nichts
Beim Abendessen stellte sich heraus, dass meine Shoppingtour gar nicht notwendig gewesen wäre, denn das Abendessen einfach nur super! Es gab viel frisches Gemüse, frische Salate, Rohkost, alles toll präsentiert und gewürzt, die Soßen teilweise jeweils separat dazu; die Auswahl und Vielfalt waren großartig.
Ich hätte mich gar nicht selbst versorgen brauchen, aber hatte dem „gossip“ in der Hotellobby ja geglaubt (aus Angst hungrig im Bett liegen zu müssen, denn das halte ich überhaupt nicht aus).
Außerdem unterhielt ich mich beim Abendessen sehr gut mit M.
Naja, bei dem mannigfaltigen Buffet kippte irgendwann der Schalter und ich schlug etwas über die Strenge. Ich wollte einfach alles probieren und natürlich war ich dann proppevoll. Schon deshalb musste ich mich danach mit einem Ess-Brech-Anfall erleichtern um das Völlegefühl loszuwerden.
M. hatte mir vor dem Abendessen auch noch ein Sandwich geschenkt, was ich auch noch in meine Ess-Brech-Orgie einbaute. Bei geschenkte Lebensmitteln fühle ich mich am elendsten, wenn ich sie im Ess-Brech-Krieg opfere.
Irgendwie schaffte ich es rechtzeitig ins Bett, um am nächsten Morgen pünktlich und früh genug beim Frühstück zu sein. Das Frühstück war auch sehr sehr gut, aber da schlug ich dann wirklich absichtlich über die Strenge, obwohl es hier genügend gesunde Alternativen gegeben hätte. Aber angesichts so vieler Süßspeisen war ich dieses Mal machtlos. Und wenn es süß zugeht, will ich wirklich alles probiert haben. Natürlich endete alles auf der Toilette meines Zimmers und ich wurde wieder komplett „leer“. Zum Glück hatte ich durch meinen gestrigen Einkauf noch ein bisschen Proviant für unterwegs und um wieder irgendwas im Magen zu haben.
So läuft es tatsächlich leider meistens ab. Es ist einfach sehr anstrengend, mich trotz Fress-Anfall zu versorgen und die Fress-Orgie wieder auszugleichen, aber tatsächlich kann ich gar nichts ausgleichen. Den anschließenden Schwäche- und Depressionszustand im Anschluss an einen Ess-Brech-Anfall muss ich ertragen und aussitzen. Die sog. „Ausgleiche“ sind nur Notfall-Maßnahmen, denn sonst würde ich ja irgendwie total unterzuckert durch die Gegend laufen und das schaffe ich vor allem auf Reisen nicht.
Auf den letzten Metern
Der Abreisetag hatte es noch mal in sich. Um vom Hotel zurück zum Flughafen zu kommen, hat uns Pegasus Airlines einen Bus organisiert, der zu einer bestimmten Uhrzeit am Abreisetag kommen sollte. Dieser kam allerdings eine Stunde später als angekündigt. Was meine Nerven abermals auf eine Zerreißprobe stellte und die Zeit bis zum Abflug verknappte. Hinzu kam, dass vor dem Security Check die Hölle los war. Die Schlange war ewig lang, so dass wir uns irgendwann überlegten uns vorzudrängeln, aber es klappte noch rechtzeitig. Kurz vor knapp erreichten wir unser Gate und kamen noch pünktlich zum Boarding. Auch diesmal flogen wir verspätet ab, aber zum Glück nur mit ein paar Minuten Verspätung und waren einigermaßen pünktlich in München.
Es war ganz nett zu zweit unterwegs zu sein, weil ich mich alleine sehr viel mehr geärgert hätte, wie schon am Vortag darüber, dass ich in Istanbul übernachten musste und da wusste ich noch nicht, in was für ein tolles Hotel wir hingebracht würden und dass die Transfers für uns organisiert würden und und und.
Ich hatte mich sehr aufgeregt und war unendlich wütend gewesen, so dass ich mich später folgendes gefragt habe: „Jetzt hast du dich so aufgeregt; hast du denn nichts gelernt im zehntägigen Meditations-Retreat? Wo ist deine Gelassenheit, wo ist das Vertrauen darin, dass alles so kommt, wie es soll, dass das Leben auf deiner Seite steht und dass das Universum dir immer den Rücken stärkt und dein Bestes will?
Wo ist das alles hin?“
Tja, da muss ich wohl nacharbeiten, um mir das in jeder Situation behalten zu können, beziehungsweise abrufen zu können.
Ein Abschied, der keiner ist
Auf dem Flug saßen M. und ich hintereinander, aber am Münchner Flughafen angekommen, trennten sich unsere Wege schnell und er fuhr dann weiter nach Baden-Württemberg. Ich war froh, dass ich mit der S-Bahn und der U-Bahn nach Hause fahren konnte und nicht noch mehrere Stunden Zug fahren musste. Wir tauschten zwar die Handynummern aus, aber für mich wäre es auch in Ordnung, wenn unser Kontakt hier und jetzt endete.
Obwohl ich wieder Migräne hatte, machte ich auf dem Weg nach Hause einen Schlenker zu Aldi, weil er auf dem Weg lag und weil meine Essstörung Futter für heute Abend wollte, aber ich war eigentlich zu erschöpft für einen langen, essgestörten Abend.
Trotz aller Erschöpfung packte ich zuhause aus und machte Ordnung. Ich weiß nicht mehr, wann ich ins Bett ging, aber es war früher als gewöhnlich wenn ich keine Kopfschmerzen hatte. Aber es war später als vernünftig gewesen wäre. Aber ich brachte zwanghaft zwei Ess-Brech-Zirkel hinter mich, weil ich immer noch nicht entscheiden konnte: „Nein, heute gibt es keine Essstörung; heute lasse ich den Tag nicht so ausklingen, heute möchte ich mich erholen und ich mich entspannen.“
Das war mir zu diesem Zeitpunkt leider nicht möglich, auch weil ich meine Wohnung überhaupt nicht mochte und dort kaum entspannen konnte. Und es war kalt, als ich zurückkam. Es war einfach schon wieder Winter.
Von Indien war ich ja ein bisschen verwöhnt gewesen, aber zu Hause in München war es wieder kalt, eisig und glatt. Welcome back.
Ein bisschen der positiven Energie aus dem Meditations-Retreat hatte ich trotzdem mitgenommen.
Diese Reise ist für mich wirklich utopisch gewesen, sodass ich den großen Drang hatte alles niederschreiben und auf diesem Blog zu teilen. Es war einfach zu aufregend und bereichernd an Erfahrungen und Begegnungen um es für mich zu behalten.
Das TABU-Tagebuch Indien ist damit zu Ende. Freue dich aber auf weitere TABU-Tagebücher.
Vielen Dank, dass du bis hierhin mitgelesen hast. Ich hoffe sehr, dass ich dich dazu inspirieren konnte, den Blick auf Deine TABU-Themen zu richten und dich mit ihnen auseinander zu setzen.