TABU-BLOG – Beitrag #5
TABU-Tagebuch Indien
Willkommen zu #5 des TABU-Tagebuchs zu meiner Indien-Reise
In Beitrag #4 habe ich berichtet, wie ich nach meiner langen Anreise meinen ersten Tag in Jaipur verbracht habe und was ich dabei alles erlebt habe. Solltest du Beitrag #1 bis #4 nicht gelesen haben, empfehle ich dir das noch zu machen, bevor du diesen Blog-Beitrag liest.
Hier kommst du zum Blog-Beitrag #1.
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Hier geht’s zu Blog-Beitrag #4.
Falls du mich und meine TABU-Themen noch nicht kennst, empfehle ich dir hier und hier nachzulesen, bevor du diesen Blog-Beitrag liest.
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Tabu-Tagebuch Indien #5
Tagebuch zur Reise von München nach Delhi & Jaipur
Reiseziel: 10-Tages Vipassana Meditations-Retreat
Fazit Beitrag #5: Was kannst du hier für dich lernen?
1. Es gibt nichts zu fürchten als die Furcht. Machen wir uns klar, was wir gewinnen können, wenn wir handeln obwohl wir Angst haben. Und stellen wir dem gegenüber, was passieren kann, wenn wir uns von unserer Angst davon abhalten lassen zu handeln. Wenn wir uns außerdem klar machen, dass es nicht um Leben und Tod geht, erscheint uns unsere Angst eher unbedeutend. Am heutigen Tag blieb ich lange in meiner Angst und handelte nicht. Schlussendlich hat mir dies unnötigen mentalen und emotionalen Stress beschert.
2. Rückblickend durfte ich auch heute feststellen, dass sich keine meiner Ängste bewahrheitet hat, noch war sie gerechtfertigt. Mit dieser Einsicht möchte ich das nächste Mal den Druck aus der Angst-Situation nehmen.
3. Das Thema Geld löst bei mir Existenzängste aus. Warum ist das so? Hier möchte ich weiterforschen, woher diese Angst kommt, angesichts der Tatsache, dass ich in meinem Leben nie in finanziellen Nöten war.
MEINE TAKE-HOME-MESSAGES:
Versorgung umfasst nicht nur Essen, Trinken und Schlafen. Ich habe in diesem Beitrag für mich festgestellt, dass ich nicht in allen Bereichen gut für mich sorge und, dass zu meiner Versorgung auch folgendes gehört:
- früh schlafen gehen, damit ich dem nächsten Tag gewachsen bin
- genügend Bargeld für den Notfall dabei haben und um das Wichtigste bezahlen zu können
- Fahrten frühzeitig zu buchen um nicht in Stress und Panik zu verfallen
- den Verstand beruhigen, ihm Grenzen setzen und mir nicht durch seine Szenarien Angst machen zu lassen
Beitrag # 5: Tag 2 – 19.12.2022
Nach einer Verschnaufpause, in der ich versuchte mich zu sortieren und das zu verarbeiten, was ich am heutigen Nachmittag gesehen und emotional erlebt hatte, verließ ich das AirBnB noch einmal um in der Kabir Marg ein paar Einkäufe zu tätigen. Außerdem kaufte ich mir bei einem sehr kleinen Stand (es war wirklich kein Kiosk mehr) eine einzelne Zigarette für 10 Rupien. Am späteren Abend ging ich noch ein letztes Mal raus auf die grellen, lauten Straßen der Nachbarschaft, um sehen, was noch alles geöffnet hatte und kaufte mir bei dieser Gelegenheit meine letzte Zigarette des Tages. Mit Kapuze auf dem Haupt fühlte ich mich hier sehr sicher. Viele Menschen nahmen keine Notiz von mir, in der Hauptsache waren Männer draußen unterwegs. Wer weiß wo die Frauen waren und was sie machten oder machen (mussten)?
An diesem Abend ging ich nur noch spazieren und zog mich dann vom Trubel der Stadt in mein Zimmer zurück. Ich dachte: „Indien kann faszinierend, aber auch anstrengend sein.“
Ich versuchte mich nicht allzu sehr stressen stressen zu lassen von den Szenarien, die mein Verstand zeichnete, weil er glaubte, dass die anstehenden 10 Tage anstrengend werden würden.
Auf mich warteten 10 Tage Schweigen im Meditationszentrum, relative Stille, Ruhe, Abgeschiedenheit, kaum Sozialkontakt und eine tägliche Meditatonsroutine von 8 Stunden und mehr. Mein Verstand stellte sich die kommenden 10 Tage sehr qualvoll vor, in Langeweile getauchte Zeit, unendlich langsam, zäh und gefühlt unvergänglich.
Ich stellte mir vor, wie mich das ganze von Disziplin und Unterordnung geprägte Setting zermürbte und in die Knie zwang bis ich, am Rande des Wahnsinns angekommen, einen Nervenzusammenbruch erleiden würde, in dem ich nicht mal mehr sagen könnte, was mich so quälte und warum ich derart darüber weinte mich 10 Tage in diesem Meditationszentrum aufhalten zu müssen. Und gleichzeitig würde ich mich dafür verfluchen mir diesen „Retreat“ zugemutet und auferlegt zu haben, mir vorwerfend mich damit für etwas bestrafen zu wollen, von dem ich wieder nicht wusste, was genau es war und wofür ich mich selbst anklagte. Aber vielleicht käme es ganz anders, was noch fern meiner Zuversicht und Vorstellungskraft lag, die sonst alles visualisieren konnte.
EIN SPÄTES ENDE ABER NICHTS ERDLEDIGT
Der heutige Tag endete wieder spät (nicht zuletzt wegen meiner Essstörung), aber nicht so spät wie gestern, als ich in Jaipur angekommen war. Heute wurde es ca. 23 Uhr und ich verschob die wichtigen Dinge wieder auf den nächsten Tag, von dem ich nicht wollte, dass er kam. So ging ich heute nicht mehr zum ATM in meiner Straße und nur ein paar Dutzend Meter von meiner Unterkunft entfernt. Dieser befand sich sogar vor Wetter und Verkehr geschützt in einem Raum mit mehreren Terminals, die zur Bankfiliale gehörten. Und obwohl ich heute mehrmals daran vorbeigelaufen war, verschob ich meine „ finanzielle Versorgung“ auf später bzw. morgen. Gleiches machte ich mit dem Uber-Taxi, das ich heute mehrfach in der App gesucht und recherchiert hatte, um es für eine bestimmte Uhrzeit zu reservieren. Auch das verschob ich auf heute Abend und schließlich auf morgen früh, wenn ich hart darauf angewiesen sein würde. Auch die Reservierung des Uber-Taxi‘s war ein Akt meiner Versorgung: Mobilitäts-Versorgung. Mit der direkten Buchung hätte ich mir den Mental-Stress erspart, Angst davor zu haben, dass kein Taxi verfügbar sein könnte, wenn der Abreisezeitpunkt zum Meditationszentrum gekommen war.
Mit der Bargeldabhebung am ATM hätte ich sofort für meine finanzielle Sicherheit sorgen können und mir die Angst erspart in Situationen zu geraten, in denen mir nur Bargeld weiterhelfen könnte. Auch hier beschloss ich mir die Angst weiterhin zuzumuten. War das gerechtfertigt? Was hätte es mich gekostet Bargeld in Form von Rupien am ATM abzuheben? Das Thema Geld war mit Angst verbunden.
Ich hatte Angst davor Bargeld ausgeben zu müssen, Angst davor, dass meine Karte aus irgendeinem Grund nicht funktionierte, die PIN falsch war oder mir aus irgendeinem Grund kein Bargeld ausgezahlt würde. Kurzum, es war die Angst vor dem Scheitern, indem ich kein Bargeld erhalten und deshalb festsitzen würde. Wobei ich meine Tickets und meine Unterkünfte ja bereits alle gebucht und bezahlt hatte. Also war es eher die Angst davor meinen verschwenderischen, exzessiven Bulimie-Lifestyle nicht unterhalten zu können und meiner Sucht nicht länger frönen zu können. Und diese bedeutete mir alles. Und aus diesem Grund ließ ich meine Angst vor dem Meditations-Retreat im Verlauf dieses Tages größer immer werden, bis sie am nächsten Morgen fast panische Ausmaße erreichte.
Erfahre bald in Beitrag #6 was sich noch alles vor meiner Ankunft im Meditationszentrum ereignet hat.