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TABU-BLOG – Beitrag #1

TABU-Tagebuch Indien

Worum geht es in diesem TABU-Tagebuch?

Zum einen ist es das Tagebuch zu meiner Reise nach Jaipur in Indien, wo ich vom 20. Dezember 2022 bis zum 01. Januar 2023 an einem 10-Tages Vipassana Meditations-Retreat teilgenommen. Zum anderen ist es mein persönliches „TABU-Tagebuch“, wo es darum geht, wie mich meine TABU-Themen in meinem Leben und Alltag begleiten.
Falls du mich und meine TABU-Themen noch nicht kennst, empfehle ich dir hier und hier nachzulesen, bevor du diesen Blog-Beitrag liest.

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Tabu-Tagebuch Indien #1

Tagebuch zur Reise von München nach Delhi & Jaipur

Reiseziel: 10-Tages Vipassana Meditations-Retreat

Einführung

Vipassana ist eine Meditationstechnik, die seit über 2500 Jahren in Indien existiert und von Siddharta Gautama, einem Buddha, wiederentdeckt wurde. Gotama lehrte diese Technik als ein universelles Heilmittel gegen universelle Krankheiten als auch eine Kunst zu leben. Vipassana wird hiermit übersetzt: „Die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind“. Vipassana wird als ein Weg der Selbstveränderung durch Selbstbeobachtung verstanden. Der letzte gegenwärtige Lehrer, S. N. Goenka, hatte 1969 damit begonnen in Indien Kurse in Vipassana durchzuführen.
Die Organisation Dhamma verbindet weltweit Vipassana-Meditationszentren miteinander, die alle nach dem gleichen Konzept gemäß Goenka arbeiten und Retreats anbieten. Man kann mehrfach an diesen Retreats teilnehmen oder als HelferIn ehrenamtlich mitarbeiten. Alle Retreats sind kostenfrei und Dhamma finanziert sich zum Großteil aus Spenden. Alle Details zu Dhamma, Vipassana und S. N. Goenka hier.

Bevor es losgehen kANN …

Im Rahmen mehrerer Interviews bei Online-Kongressen wurde ich auf diese Meditationstechnik und damit verbundene Retreats aufmerksam. Die Erfahrungsberichte waren überwiegend positiv und anscheinend konnte Vipassana dabei helfen den Zugang zum Selbst zu öffnen.
Dieser Aufenthalt war meine erste Reise nach Indien und mein erster Meditationsretreat überhaupt. Dementsprechend groß war das Unbekannte, das auf dieser Reise vor mir lag. Meine persönlichen Hoffnungen an diesen Retreat waren damals Heilung von meiner Krankheit, Sinn im Leben und innere Führung zu finden.

Für die Teilnahme am Vipassana-Retreat muss man sich offiziell über die Webseite bewerben. In der Bewerbung werden körperliche und psychische (Vor-)Erkrankungen und der allgemeine sowie Gesundheitszustand abgefragt. Ich habe ehrlicherweise meine Essstörung, Therapien und meine depressiven Episoden angegeben. Bevor man mich im Meditationszentrum in Jaipur akzeptiert hat, wollte man mit mir telefonieren und eine Auskunft darüber, ob mein behandelnder Arzt, in meinem Fall meine Psychiaterin) diesen Aufenthalt befürwortet. Im Telefonat mit einem der dortigen Mönche wurde auch meine Einschätzung abgefragt, ob mich mir einen solchen Retreat psychisch zumutete und mir wurde erklärt, dass es vor Ort keine Möglichkeit zur medizinischen, psychiatrischen Versorgung oder Krisenintervention gäbe. Außerdem befand sich das Zentrum weit weg von medizinischer Infrastruktur und der Retreat könne nicht unterbrochen oder abgebrochen werden.

Fazit Beitrag #1: Was kannst du hier für dich lernen?

Wir können unsere Ängste kontrollieren lernen. Die lange Reise und der 10-tägige Retreat haben mir im Vorfeld große Angstgefühle bei mir verursacht. Das ist bei mir bei Reisen bisher immer so gewesen und für gewöhnlich gehe ich vor Abreisetagen sehr spät ins Bett um die Abreise so lange wie möglich hinauszuzögern.
Indem ich mir selbst klar gemacht habe, dass ich nicht verhindern kann, dass der Abreisetag beginnt, konnte ich auch früher damit aufhören durch langes Wachbleiben am Vorabend meine Abreise hinauszuzögern.
Außerdem habe ich mir mehrfach bewusst gemacht, dass ich alles auf dieser Reise so nehmen muss, wie es passiert, denn ich bin nicht Gott o. Ä. Ich darf den „Kontrolletti“ zu Hause lassen und dem Universum vertrauen, dass alles zu meinem Besten geschieht.

Tag 0 – 17.12.2022: Der Tag vor dem Abflug

Die Angst ist im Laufe dieser Woche mein ständiger Begleiter gewesen. So wie ein Strom gegen einen Damm fließt und sich das Wasser davor anstaut, fühlten sich die letzten Tage auch für mich an. Der Wasserstand wurde immer höher bzw. meine Angst immer größer.

Wie werde ich Herr der Angst? Wie werde ich der Angst Herr?

Alles was mit der Reise nach Indien zu tun hatte, war angstbehaftet. Angefangen mit dem Antrag für ein e-Visum 30 Tage vor meinem geplanten Reisetermin und der Buchung des Fluges 1,5 Wochen vor Abreise. Alles fühlte sich unangenehm an, so dass ich alles hinauszögerte, aufschob und prokrastinierte. Und nicht zuletzt waren auch die letzten organisatorischen Details angstbesetzt wie das Reisetasche packen, Recherchieren wie ich vom Delhi Airport zur Railway Station komme, Zugtickets recherchieren, die Lage des Meditationszentrums auf Google Maps ansehen, ein Hostel suchen, in dem ich gegebenenfalls unterkommen könnte und wenn ich nach 13 Stunden Flugzeit in Delhi ankäme und völlig K.O. wäre.
Mein Muster vor Abreisetagen hatte ich zwar mittlerweile durchschaut, aber ich hatte es weder richtig verstanden noch im Griff. Gerade vor Abreisetagen war ich so aufgeregt, dass ich den Zeitpunkt ins Bett zu gehen (zu) sehr hinauszögerte. Nicht dass ich meine Reise sabotieren wollte, indem ich mich durch Schlafmangel auslaugte. Es war vielmehr der unterbewusste, naive Versuch den nächsten Tag nicht beginnen zu lassen bzw. nicht beginnen zu müssen, indem ich nicht schlafen ging.

Haben Sie sich jemals dabei ertappt, wie sie abends noch ewig und viel zu lange wachbleiben, obwohl sie am nächsten Tag wichtige, herausfordernde Termine, Aufgaben oder Gespräche erwarten?

Diesmal begriff ich, dass ich den Zeitpunkt schlafen zu gehen, deshalb hinauszögerte, weil ich dem nächsten Tag entkommen wollte. Meine Angst wollte den Tag und die Reise nicht antreten. Indem ich einfach nicht schlafen ging, war der nächste Tag gefühlt noch weit entfernt. Und wer schlafen geht, wacht im nächsten Tag auf. Man könnte es sich so vorstellen wie im Horrorfilm Nightmare on Elm Street: Wenn die Charaktere im Film einschliefen, würden sie sich im Albtraum von Freddy Kruger wiederfinden und er könnte sie töten. Außerhalb dieses Traums konnte er dies nicht. Indem die Filmfiguren verhinderten einzuschlafen retteten sie also ihr Leben.

Zurück zu mir: Ich wollte mich dieses Mal nicht gänzlich von meiner Angst manipulieren lassen und zwang mich dazu, einigermaßen rechtzeitig schlafen zu gehen. Aber es war ein emotionaler Kraftakt.
Allen Lesern, die an den Begriff Zeitmanagement glauben, sei an dieser Stelle gesagt: „Manage dich selbst, dann ist Zeit auch kein Problem mehr.“
Wer seine Ängste kennt und seine Verhaltensmuster durchschaut, wird nicht mehr selbstverschuldet in Zeitnot geraten und einen Ozean an „quality time“ gewinnen. Wie oft machen wir diverse Kleinigkeiten anstatt rechtzeitig das Haus oder die Wohnung zu verlassen, weil wir das, wohin wir aufbrechen (müssen), fürchten oder es sich für uns unangenehm anfühlen könnte/wird?
Was glauben Sie, wie oft ich noch dies und das zuhause machen wollte anstatt mich auf den Weg zur Arbeit zu machen?
Wie oft habe ich absichtlich die U-Bahn, den Bus etc. verpasst, damit der Moment, in dem ich an meiner Dienststelle ankam räumlich noch weit entfernt und damit noch weiter in der Zukunft liegt.
Kennen Sie das nicht? Ich schon. Mein halbes Leben hab ich vielleicht so funktioniert. Ich sehe in diesem Verhalten zwei mögliche Gründe:
1. Zum Einen haben wir Angst, weil wir aus unserer Komfortzone heraustreten müssen, um uns persönlich weiterzuentwickeln.
2. Zum anderen, fühlt sich eine Lebenssituation oder -kontext dauerhaft unangenehm an, weil sie tatsächlich nicht zu uns passt.
Aber auch das Richtige, zu uns passende, kann Angst machen!
Warum? Weil Persönlichkeitsentwicklung oft mit der Begegnung des Unbekannten verbunden ist. Das Unbekannte und Nicht-wissen-was-auf-uns-zukommt machen uns Angst. Auch das Etwas-nicht-tun-wollen-was-nicht-zu-uns-passt kann Angst machen. In jedem Fall, wollen wir beides aber vermeiden; sowohl das Unbekannte als auch das, was nicht zu uns passt. Und das ist eine natürliche und im letzteren Fall sogar gesunde Reaktion. Denn, wer innerlich und emotional nicht das vermeiden möchte, was nicht zu ihm passt und wobei er sich unwohl fühlt, hat sich aufgegeben. Hat resigniert und aufgehört nach dem zu suchen, das zu ihm passt. Und das kann uns langfristig die Gesundheit kosten. Hier verstehe ich innere Widerstände als positiv zu wertende, sehr klare Warnsignale unseres Seins.

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