TABU-BLOG – Beitrag #4
TABU-Tagebuch Indien
Willkommen zu #4 des TABU-Tagebuchs zu meiner Indien-Reise
In Beitrag #3 habe ich erzählt, wie ich in Delhi angekommen bin und wie meine Weiterreise nach Jaipur verlaufen ist. Solltest du Beitrag #1 bis #3 nicht gelesen haben, empfehle ich dir das noch zu machen, bevor du diesen Blog-Beitrag liest.
Hier kommst du zum Blog-Beitrag #1.
Hier geht’s zu Blog-Beitrag #2.
Hier geht’s zu Blog-Beitrag #3.
Falls du mich und meine TABU-Themen noch nicht kennst, empfehle ich dir hier und hier nachzulesen, bevor du diesen Blog-Beitrag liest.
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Tabu-Tagebuch Indien #4
Tagebuch zur Reise von München nach Delhi & Jaipur
Reiseziel: 10-Tages Vipassana Meditations-Retreat
Fazit Beitrag #4: Was kannst du hier für dich lernen?
1. Versorgung umfasst nicht nur Essen, Trinken und Schlafen. Ich habe in diesem Beitrag für mich festgestellt, dass ich nicht in allen Bereichen gut für mich sorge und, dass zu meiner Versorgung auch folgendes gehört:
- früh schlafen gehen, damit ich dem nächsten Tag gewachsen bin
- genügend Bargeld für den Notfall dabei haben und um das Wichtigste bezahlen zu können
- Fahrten frühzeitig zu buchen um nicht in Stress und Panik zu verfallen
- den Verstand beruhigen, ihm Grenzen setzen und mir nicht durch seine Szenarien Angst machen zu lassen
2. Anderen Menschen Grenzen setzen: Der sympathische TukTuk-Fahrer hätte mich sicher gerne den ganzen Tag herumgefahren und nach dem Chakren-Lesen wäre bestimmt noch nicht Schluss gewesen mit Sightseeing. Wenn wir aber merken, dass wir erschöpft sind oder etwas anderes brauchen als hektisches Sightseeing, müssen wir unsere Bedürfnisse kommunizieren und dazu stehen, dass wir uns lieber aus der Gesellschaft zurückziehen.
Tag 2 – 19.12.2022
Nach etwas mehr als 9 Stunden wachte ich auf. Es war bereits später Vormittag. Ich war immer noch etwas mitgenommen von der langen, gestrigen Reise nach Jaipur. Schon klopfte es an der Tür. Ein Mitarbeiter der Unterkunft stand mit einem Teller da, auf der eine Art Frühstücksbrei und ein Löffel war. Er brächte mir das Frühstück. Ok, ich hatte zwar keine Ahnung von einem Frühstück, nahm es aber gerne entgegen. Der Frühstücksbrei war aus irgendeinem Getreide, salzig und enthielt ein paar Erbsen. Dann begann ich den Tag im Slow Mode. Duschen, Kaffee trinken, Sachen sortieren und mental wie emotional in Indien und Jaipur ankommen. Ich war froh keine Tour beim freundlichen, jungen TukTuk-Fahrer gebucht zu haben, denn als ich zum Spaziergang aus der Haustür schritt, war es bereits mittags. Ich hatte mich informiert, wo es einen lokalen Markt, Essen, Obst und einen Grocery Store gäbe. Alles befände sich in der Kabir Marg, einer Straße am gegenüberliegenden Teil des Kreisverkehrs namens Collectorate Circle. Um den Circle zu überqueren gab es weder einen Fußgängerweg noch Ampeln. Man muss durch den Verkehr. Das funktioniert genauso, wie wenn Sie einfach auf die Straße laufen um sich überfahren zu lassen. Dabei muss man sowohl die Lücken nutzen, die nur Sekunden zur Verfügung stehen, zielstrebig weitergehen und nicht allzu viel auf die Fahrzeuge schauen, die einen zu überfahren drohen. Niemand wird Sie überfahren, auch wenn es sich zunächst danach anfühlt. Ich muss sagen, dass ich bereits in vielen Großstädten in Asien die Straße überquert habe, aber noch nie war der Verkehr so dicht, chaotisch und so wenig geleitet oder gelenkt, dass ich das Gefühl hatte, die Straße nur überqueren zu können, wenn ich das Risiko einginge über- oder angefahren zu werden. Spätestens jetzt war ich halbwegs wach geworden. In der Kabir Marg kaufte ich Obst, ein paar Gemüse, Milch und ein paar Snacks. Alles Frische, das mir bekannt war und viel Unbekanntes, das abgepackt war. Einen richtigen Supermarkt gab es hier keinen. Im grocery store wurden nur Trockenprodukte und Drogerie verkauft, aber nichts frisches. Ich musste mir alles einzeln zusammensuchen.
Eine kunterbunte Ausfahrt
Nachdem ich wieder in der Unterkunft war und gefrühstückt hatte, rief ich meinen TukTuk-Driver vom Vorabend an, um mich für 2-3 Stunden herumfahren zu lassen. Es war ganz spannend. Zuerst fuhren wir an den Stadtrand, wo sein Bruder lebte, um das TukTuk zu wechseln und Gas zu tanken. Der Umgebung nach zu urteilen, wohnten hier eher einfache Leute. Danach brachte mich der Driver zum City Palace, den ich besichtigte, während er draußen wartete. Am Eingang hieß es, dass der Security-Mann ein hervorragender Fotograf sei und da er vertrauenerweckend aussah, gab ich ihm mein Handy, mit dem er an den schönsten Ecken des Palastgeländes Bilder von mir machte. Und siehe da, er schien tatsächlich kreativ zu sein, indem er verschiedene Winkel und Perspektiven nutzte. Die Fotos waren ihm wirklich gut gelungen, aber ich wäre lieber nicht mit drauf gewesen. Ich gab ihm ein kleines Trinkgeld. Dann brachte mich mein Fahrer zum Water Palace. Der Wasserpalast ist ein Palastbau inmitten eines Sees, der zu Fuß nicht erreichbar ist und den ich nur von einer Promenade aus sehen konnte. Unser nächster Halt war ein Textilverarbeitungsbetrieb irgendwo inmitten der zahlreichen Gassen in Jaipur (Den Weg zurück hätte ich nicht alleine gefunden). Hier wurden lange Stoffbahnen mit Pflanzenfarben und von Hand geschnitzten Stempeln bedruckt. Der erste Stempel ergibt dabei das Muster und der zweite Stempel füllt das Muster und die Ornamente mit Farbe. Die Motive der hölzernen Stempel waren allesamt handgeschnitzt und oft sehr filigran und detailreich komponiert. Auch das Stempeln der langen und breiten Stoffbahnen war Handarbeit sowie das Anrühren der Farben aus Pflanzenextrakten. Obwohl keine chemischen Pigmente eingesetzt wurden, gab es hier alle nur erdenklichen Farbnuancen. Der Betriebsinhaber führte mich herum und erklärte mir alles, was ich wissen wollte und bot mir einen Milk Tea an. Eine sehr schöne Geste hierzulande, sich zu einem unverbindlichen Gespräch bei einem Tee zusammenzusetzen. Ich durfte einen Tiger stempeln, entschied mich für eine pinkfarbene Füllung und durfte mein Werk als Geschenk mitnehmen. Aus den hier hergestellten Stoffen wurde auch Kleidung genäht, die mir sehr gut gefiel. Aber als angehende Minimalistin entschied ich mich gegen einen Kauf. Der Versand nach Deutschland sei möglich und die Textilien würden in die ganze Welt exportiert und zum Preis eines Vielfachen durch große Firmen wiederverkauft. Obwohl ich nichts kaufte, blieb die Stimmung unverändert. Ich sei eingeladen wiederzukommen und etwas zu kaufen, wenn ich wollte. Mir war nach dem Wasserpalast schon alles zu viel gewesen, denn gedanklich saß ich bereits im 10-tägigen Vipassana Meditations-Retreat, zu dem ich morgen bis 14 Uhr erscheinen sollte. Mein Fahrer hätte mich gerne noch zu einem Australier gebracht, der hier in Jaipur lebte und Chakren lesen und heilen könne. Er meinte, er säe mir an, dass ich mich unwohl fühlte, womit er absolut recht hatte. Ich war total durcheinander von der Reise, den Eindrücken, den ganzen Menschen, die ich bereits kennengelernt hatte, wenn auch nur flüchtig, vom Straßenverkehr, all den Bildern, die neu waren und auf mich einregneten. Ich wollte meine Chakren jetzt nicht lesen lassen. Ich kannte ja das Ergebnis bereits: Nichts sei im Gleichgewicht, das Wurzelchakra nicht sehr ausgeprägt, meine Energie fließe nicht frei und so weiter. Auch wenn das alles stimmte, akzeptierte ich das für den Moment. Im Retreat würde ich noch genug mit den Energien in meinem Körper arbeiten. Oder mindestens an meinem inneren Gleichgewicht. Als mein Fahrer meinte, dass mich ein Vipassana Retreat danach glücklicher fühlen lasse, aber dies nicht im Alltag anhalten würde, kam es mir fast so vor, als versuche er mir den Retreat auszureden um mich stattdessen als Klientin mit dem TukTuk herumzufahren. Aber ich war mir sicher, dass er nicht nur kommerzielle sondern prinzipiell sehr wohlwollende Absichten hatte. Und ich war mir sicher, dass er noch keinen 10-tägigen Vipassana Meditations-Retreat gemacht hatte.
Als ich ihn fragte, warum er TukTuk-Driver geworden sei, sagte er, dass er gerne Menschen kennenlerne und durch das TukTuk-Fahren mit vielen Touristen und Reisende in Kontakt käme. Dies sei sehr spannend für ihn.
Als wir uns verabschiedeten gab ich ihm ein Geldgeschenk, damit er wenigstens eine Gastankfüllung finanzieren könne, die zwischen 150 und 200 Rupien kostete.
Erfahre bald in Beitrag #5 wie der Tag vor dem Aufbruch zum Meditationszentrum zu Ende ging.
Reflektions-Übung:
Hast du angesichts dieses Beitrags und meines Fazits auch Situationen erlebt, in denen du dich und deine Versorgung nicht wichtig (genug) genommen hast?
Nimm dir eine Blatt Papier und schreibe alles auf. Dann überlege dir, wie du in diesen Situationen zukünftig besser für dich sorgen kannst.