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TABU-BLOG – Beitrag #2

TABU-Tagebuch Indien

Willkommen zu Beitrag #2 des TABU-Tagebuchs zu meiner Indien-Reise

In Beitrag #1 habe ich beschrieben, worum es generell in den TABU-Tagebüchern geht und eine Einführung zur Thematik und Kontext dieser Indien-Reise gegeben.
Solltest du Beitrag #1 nicht gelesen haben, empfehle ich dir das noch zu machen, bevor du den folgenden Blog-Beitrag liest.
Hier kommst du zum Blog-Beitrag #1.

Falls du mich und meine TABU-Themen noch nicht kennst, empfehle ich dir hier und hier nachzulesen, bevor du diesen Blog-Beitrag liest.

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Tabu-Tagebuch Indien #2

Tagebuch zur Reise von München nach Delhi & Jaipur

Reiseziel: 10-Tages Vipassana Meditations-Retreat

Fazit Beitrag #2: Was kannst du hier für dich lernen?

1. Gute Gewohnheiten stärken uns für den Tag. Indem ich mir am Abreisetag die Zeit genommen habe, meine Morgenseiten zu schreiben, habe ich mir bewusst gemacht, was in mir vorgeht und worum es für mich an diesem Tag geht. Das hat mir ermöglicht unterbewusste Ängste zu erkennen, auf sie zu reagieren und in einen zuversichtlicheren Gemütszustand zu gelangen indem ich mir klar mache woran ich glaube.
2. Manchmal sollten wir Frauen davon Gebrauch machen, dass wir oft als zerbrechlicher und bedürftiger wahrgenommen werden als Männer. Ich glaube, dass man als Frau in Situationen, die scheinbar von dominanten Männer kontrolliert werden, mehr erreichen kann, wenn man hilfsbedürftig auftritt als wenn man mit Forderungen anrollt. Sollte das nicht wirken, kann man immer noch die verbale Abrisskugel nutzen.
3. Suchtdruck und Heißhunger sind häufig Anzeichen dafür, dass wir erschöpft sind und tatsächlich Ruhe brauchen. Egal wo wir uns in diesen Momenten befinden, wir können immer einen ruhigen Ort finden, um klare Gedanken zu fassen. Sollten die Ruhe nicht aushalten, können wir dem Suchtdruck dann immer noch nachgeben.

BONUS-TOOL für dich – Was sind die Morgenseiten?

Die Morgenseiten sind 3 DINA 4 Seiten, die ich täglich morgens nach dem Aufstehen schreibe, um in Form und in Worte zu bringen, was in mir vorgeht. Das Ergebnis ist oft erstaunlich. Manchmal habe ich das Gefühl, ich schreibe aus dem Unterbewusstsein heraus, so als sei ich mein eigenes Medium.
Die Morgenseiten bringen mich dazu, mich mit dem zu beschäftigen, was mich innerlich beschäftigt (ohne dass ich es weiß) und das ist oft unangenehmer Natur. Denn, wenn ich schreibe, dass ich Angst habe, dann fühle ich sie bewusst und nehme sie viel deutlicher wahr.

Tag 1 – 19.12.2022: Der Abflugtag

Der Tag der Abreise ist da. Der Tag, von dem ich nicht wollte, dass er so bald kommt, vor dem ich mich lange gefürchtet habe und dessen Eintreten ich unterbewusst versucht habe zu verhindern. Während ich meine 3 Morgenseiten schreibe, die zu schreiben ich mich auch zwingen musste, berufe ich mich auf die Dinge, an die ich glaube.

Diese sind:
– Das Leben steht immer auf meiner Seite
– Das Universum stärkt mir den Rücken
– Am Ende des Tages sind alles nur Erfahrungen
– Nicht die Angst ist schlimm, sondern die Angst vor Angst (mittlerweile weiß ich, dass es die Ungewissheit darüber ist, wovor man eigentlich Angst hat)
– Ich kann die äußeren Umstände nicht ändern und sollte tunlichst aufhören sie kontrollieren zu wollen, wenn ich in Ruhe leben will.

Ungeduld war bisher immer mein ganz persönlicher Versuch die Dinge zu beschleunigen, auch wenn ich sie nicht kontrollieren kann.

Reflektionsübung:

In welchen Situationen bist DU ungeduldig? Und WARUM?
Schreibe alles auf und ergründe die Ursachen deiner Ungeduld.

Weiter geht’s !

Geladen mit Nervosität bringe ich alles hinter mich: Fertig packen, zuhause alles in Ordnung hinterlassen, U-Bahn, S-Bahn, Security-Check, Check-in zum Boarding. Im Bus-Shuttle, das uns zum Flugzeug bringt, sitzt ein Mann unmittelbar vor mir. Auf seiner linken Hand sehe ich ein kleines Tattoo, im Winkel zwischen Daumen und Zeigefinger. Für mich sieht es aus wie ein Kompass. Ich nehme das als Zeichen und als ein gutes. Vor ein paar Wochen habe ich folgendes gelernt: Wenn es im Kopf Argumente dazu gibt, ob etwas ein Zeichen ist oder nicht, dann ist das „nur“ der Verstand, der spricht. Der Verstand ist nicht dazu da, um zu glauben. Glauben tut eine andere Instanz in uns. Aber sobald Sie das Gefühl haben, etwas ist ein Zeichen, ist es ein Zeichen, sonst hätten Sie das Gefühl dazu nicht. Also vertraue ich diesem Gefühl.

ERSTE HÜRDEN IN DHAMMAM

Auf meinem Flug nach Delhi hatte ich zwei Zwischenhalte: Istanbul und Dhammam in Saudi-Arabien. Der Flieger nach Istanbul kommt dort verspätet am Flughafen Sabiha Gökcen an. Ich musste mich beeilen, um den Anschlussflug nach Dhammam zu bekommen. Als ich am International Transit Schalter meiner Airline Pegasus ankam, war der Check-in bereits geschlossen, wurde aber wieder für mich geöffnet. Ich drängelte mich vor. Innerhalb von 15 Minuten schaffte ich es durch den Security Check, zu meinem Gate und rechtzeitig zum Boarding.
In Dhammam begann das eigentliche Abenteuer erst… Im Nachhinein würde ich sagen, ich wurde geprüft. Wir waren mehr als 10 Passagiere, die nach Neu-Delhi weiterfliegen wollten. Aber das arabische Personal wollte uns nicht passieren lassen. Stattdessen sammelte ein Herr unsere Reisepässe ein, um unsere Bordkarten zu beschaffen. Nachdem ich meinen Reisepass abgegeben hatte, und er mit einem Stapel an Pässen durch den Transit Point über eine Rolltreppe nach oben verschwand, fragte ich mich ernsthaft, was ich da gerade getan hatte, ob dies nicht sehr leichtsinnig gewesen war und ob ich noch ganz bei Trost sei. Ein Deutscher, der auch nach Delhi und nach Jaipur reiste, meinte das laufe hier so. Nach ca. 15 min. Warten fragte ich einen anderen Mitarbeiter, wo der Herr mit den Pässen bliebe. Es hatte geheißen „in 5 Minuten sei er zurück“. Und tatsächlich, 5 Minuten später stieg er mit unseren Reisepässen und den Bordkarten die Rolltreppe hinab. Dann ging es immer noch nicht weiter. Ich sagte einem anderen Mitarbeiter, dass unser Boarding bereits anfing und tatsächlich ging er zum Herren, der uns die Bordkarten beschafft hatte und war dabei dort mein Anliegen vorzubringen, auf mich deutend mit Blickkontakt. Anscheinend hatte ich ein bisschen Mitleid geweckt, was mich noch im gleichen Moment sehr mit Genugtuung erfüllte. Es fühlte sich so gut an, das Herz dieses Mannes als Vertreter einer patriarchischen Gesellschaft zu rühren um meine Interessen und die aller anderen Reisenden durchzusetzen.

Um durch den Transit Point gehen zu dürfen, wurden wir zu einem Security Check des Gepäcks angehalten. Der Mann, der vor dem Bildschirm saß, schaute gar nicht hin. Es kam mir vor wie eine einzige Farce. Um uns herum liefen Angestellte des Militärs und wie Scheichs gekleidete Männer, die alle keine für mich ersichtliche Funktion erfüllten. Als wir den Transit Point passierten, hatte das Boarding unseres Fluges nach Delhi schon begonnen.

Eines habe ich hier in Dhammam gelernt. In dieser Kultur nützt es am meisten, freundlich zu bleiben und vor allem als Frau. Denn am wenigsten wollen diese Männer sich von einer Frau, jüngeren Alters, belehren oder unter Druck setzen lassen. Eine junge spanische Passagierin, die fließend arabisch sprach und laut auf den „Reisepass-Beschaffer“ einredete, wurde komplett ignoriert. Obwohl sie sich in der hiesigen Landessprache sehr gut verständlich machen konnte.

WEITER NACH DELHI

Im Flieger nach Delhi, bereitgestellt von Air India, konnte ich mich erstmals von der Aufregung erholen. Der Deutsche von vorhin saß unmittelbar vor mir. Wir verstanden uns gut. Er fuhr nach Jaipur, um dort Gemstones zu sammeln und daraus Schmuck zu machen. Jaipur sei ein Ort, der bekannt für reiche Vorkommen an Edelsteinen ist. Sein Endziel hieß Pushka und sei 3 Autostunden von Jaipur entfernt. Nach unserer Ankunft in Delhi verloren sich unsere Spuren am Flughafen. Mein unmittelbarer Sitznachbar im Flieger war ein Inder, der aktuell in Aarhus in Dänemark lebte, aber auch schon in Hamburg gelebt hatte. Wir sprachen viel über das Reisen, Remote arbeiten, Auswandern und auch den Klimawandel, denn er arbeitete im Bereich der Bergung von Plastik aus Gewässern oder Ozeanen. Und dies habe indirekt mit Klimawandel zu tun, denn es ging um die Aufbereitung von Ressourcen wie Kunststoff. Ich erzählte ihm von meiner Reise nach Korfu im August vergangenen Jahres. Er meinte, dass er das Festland bevorzuge und ein Fan großer Städte sei. Und betonte, dass Athen ein guter Ort zum Leben sei, da die Mieten günstig seien und die Lebenshaltungskosten insgesamt niedriger.
Einer seiner beiden Koffer sei beim Umstieg in Dhammam verloren gegangen und da der Reisepass-Manager den Gepäckaufkleber verloren hatte, könne er seinen Koffer nicht mehr wiederbekommen. Er hätte es besser wissen sollen, meinte er. Aber es war mitten in der Nacht gewesen, als wir alle in Dhammam am Transit Point standen und wir waren alle müde gewesen.

Keine Zeit zum Ausruhen

In Delhi fuhr ich mit der AirPort Express Metro zur New Delhi Railway Station, um dort festzustellen, dass mein Zug nach Jaipur vom alten Zugbahnhof im Stadtbezirk Chandi Chowk abfahren würde. Darüber klärte mich ein Einheimischer auf, der mich fragte, wo ich hin wolle. Aber bis zum alten Bahnhof lag nur 2 Metrostationen entfernt. Dort war mein Zug mit 1,5 Stunden Verspätung angezeigt. Später fand ich heraus, dass im Winter sehr dichter Nebel in und um Delhi zu großen Verspätungen und Zugausfällen führe. Das Zugticket für den sog. Ashram Express hatte mir eine Helferin des Vipassana Meditationszentrums in Delhi beschafft und via WhatsApp geschickt. Was mir unheimlich weitergeholfen hatte, da ich mit dem Zugbuchungssystem in Indien null vertraut war. Natürlich würde ich das Ticket im Vipassana Meditationszentrum Dhamma Thalí bezahlen.

Der Damm bricht

Bis zur Abfahrt des Zuges dahin streunerte ich durch einen local Food Court und Markt in der Nähe des Bahnhofs. Der Staub war unglaublich und auch die Vermüllung fiel mir auf. Aber damit hatte ich gerechnet und daher war ich nicht sonderlich überrascht. An den Ständen kaufte ich mir Obst, Erdnüsse, warme Speisen undSüßigkeiten. Ich war eigentlich todmüde, schleppte mich aber durch die Gegend und lief außen am Bahnhof entlang, der auf dieser Straßenseite von Markt- und Imbissständen flankiert war. Es war kein schicker, aufgeräumter, glitzernder Bazar, sondern eher ein lokaler Markt für Einheimische und ziemlich abgeranzt an vielen Ecken. Ausländer wie mich sah ich keine, aber das störte mich nicht. Aufgrund meiner Müdigkeit, war ich nervlich etwas angegriffen und ziemlich anfällig für Heißhunger, der mir in solchen Situationen regelrecht im Nacken sitzt. Damit befand ich mich hier zwischen so viel Essbarem auf „Hoch-Risiko-Terrain. Alles sah schmackhaft aus und ich erlag meiner Schwäche für indisches Essen. Es dauerte nicht lange, bis ich nachgab und alles kaufte worauf ich Lust hatte. Angefangen mit Obst, weiter zu Süßigkeiten bis hin zu gekochten Speisen. Alles war sehr gut gewürzt und nicht zu scharf. Auf der Suche nach der nächsten Toilette lief ich essend am Bahnhof entlang durch die UBahn-Korridor bis ich am anderen Ende der UBahn-Station eine öffentliche Toilette fand. Für ein paar Rupien konnte man eines von zwei Plumpsklos benutzen. In Plumpsklo zu erbrechen war gewöhnungsbedürftig, aber mitten im Ess-Brech-Anfall bekomme ich alles zustande und um mich herum ist mir alles egal. Soll der Dreck und Staub um mich herumliegen, wenn ich essend an ihm vorbeilaufe. Sollen die Leute mich ansehen oder umdrehen, wenn ich eine knisternde Tüte Chips hinter ihnen gehend vertilge. Meine Skrupel war auf bis ein Minimum geschrumpft. Ich scheute mich auch nicht davor mehrfach im Abstand von einer halben Stunde nochmals auf die gleiche Toilette zu gehen. Es war mir alles egal. Einzig und allein wichtig, war, dass ich mir danach die Hände mit Seife waschen, den Mund ausspülen konnte und irgendwo frisches Wasser herbekam. Nach der Tat ist vor der Tat. Das Krönchen sitzt wieder auf dem Kopf. Mit meiner Fress-Orgie hatte ich die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges erfolgreich überbrückt. Die Toiletten im Zug waren übrigens noch schlimmer als die öffentlichen, die ich benutzt hatte. Also keine Fortsetzung meiner Fress-Orgie im Zug.

Weiter geht es in Beitrag #3 des TABU-Tagebuchs Indien.

Bildergalerie: Erste Eindrücke in Delhi

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